Im dritten Quartal des letzten Jahres nahmen wir uns einem Ticketshop an, der Online als Reseller von Karten verschiedenster Veranstaltungen aktiv ist. Da Zeit und Kosten gespart werden sollten, beschränkten wir uns vorerst auf eine technische Onpage-Analyse der zu rankenden Unterseite und stellten fest: Bis auf kleine Änderungen bedarf es hier keiner akuten Problembehandlung.
Wir fuhren also fort mit einer Linkbuilding-Strategie bestehend aus monatlich:
Diese Strategie passte mit einem kleinen Rabatt unsererseits genau in das verfügbare Budget des Kunden und war an sich eine solide und sichere Herangehensweise an ein noch fast leeres Linkprofil. Unterhalb folgende Ausgangspositionen der wichtigsten Keywords vor Beginn unserer Tätigkeiten:
Bereits nach den ersten paar gesetzten Links wurde die zu rankende Unterseite auf dem Google-Nirvana geholt und schwankte nun statt zwischen Seite 8 und >10 zwischen Seite 5 und 6. Wir dachten an dieser Stelle: “Mensch, das fängt doch gut an. In wenigen Monaten sollten wir es locker zumindest auf Seite 2 schaffen mit dem aktuellen Budget”.
Doch seit dem Sommer 2018 rollte Google leider Gottes ein großes Algorithm-Update nach dem anderen aus und jedes Mal wurden durch unser Linkbuilding erreichte Gains wieder zerstört. Die Seite rankte einfach furchtbar zäh und bei jedem Update zeigte Google uns, dass es die Kundenseite nicht mag – Der Grund war uns ein absolutes Rätsel. Kurzzeitig schafften wir es tatsächlich auf Seite 2 von Google, jedoch sehr instabil und mit dem nächsten Update waren die Rankings wieder dahin – zurück auf Seite 6 – Dort wo also kein Google-Nutzer je freiwillig landen wird.
Ende 2019 stellten wir auf Wunsch des Kunden unsere Linkbuilding-Tätigkeiten ein – es schien einfach eine totale Geldverschwendung zu sein. Wir machten uns Vorwürfe, da wir eigentlich damit werben, kosteneffektive und ehrliche Arbeit zu leisten. Wir hätten noch argumentieren können, dass ein plötzlicher Absturz der Link-Velocity (Anzahl Backlinks/Zeit) eventuell kontraproduktiv sein könnte, jedoch wollten wir dem Kunden nicht sinnlos Geld aus der Tasche ziehen, während wir immer noch keine Lösung für jenes Rätsel hatten.
Im Februar entschlossen wir uns sodann nochmal genau über die Kundenseite drüber zuschauen. Irgendetwas haben wir doch übersehen, oder?
Wir führten zuerst eine Keyword-Gap Analyse durch. Dabei untersuchen wir die Top-Rankenden Konkurrenten auf Keywords, die targetiert werden sollten, von unserer Kundenseite aber nicht werden! Hierbei eröffneten sich teils große Lücken und das nicht nur bei Longtail-Keywords. Zusätzlich suchten wir per rekursiver Keyword-Analyse nach Keywords, die auch so noch targetiert werden müssten. Es sammelte sich ein großes Cluster an, wobei wir die wichtigsten Keywords als Unterüberschriften anlegten und im Body-Text die anderen Suchbegriffe zusätzlich targetierten.
Es war möglich, den alten Text stehenzulassen und lediglich weitere Passagen zu ergänzen. So sparten wir uns Zeit und dem Kunden zusätzliche zu zahlende Arbeitsstunden und Textkosten.
Sobald alles vollbracht und der neue Content live war, fingen die Rankings der targetierten Keywords direkt an stark zu fluktuieren mit aufsteigenden Tendenzen. In den verangenen Wochen des März konnte man plötzlich einen wahnsinnigen Anstieg beobachten. Dieser wurde zwar von einem weiteren großen Update kurzfristig wieder zunichtegemacht (sieht man im Bild rechts), die Rankings kamen aber wieder zurück auf Seite 2.
Die Erfahrung, die wir immer wieder beim Launch eines neuen Projekts gemacht haben war, dass unser Content direkt, auch ohne Links, auf Seite 2 oder sogar 1 zu finden war. Dies liegt schlicht an der Weise, wie Google Websites crawlt und versucht deren Content zu bewerten.
Der alte Text auf der Kundenseite war zwar Qualitativ hochwertig, jedoch fehlten einfach eine ganze Menge kleinerer Keywords. Google möchte seinen Nutzern das beste Ergebnis für ihre Suchintention bieten, weswegen eine Seite mit vielen Infos über den Biathlon auf Schalke in diesem Beispiel in der Regel von Haus aus besser rankt.
Ganz einfach: Viele verschiedene Keywords passend geclustert! Viele SEOs oder andere Spezialisten im Online-Marketing versuchen das Hauptkeyword so oft wie möglich im Text vorkommen zu lassen, beachten aber überhaupt nicht, dass viele, viele Longtails dazugehören und auch andere Keywords, die Google einfach thematisch miteinander verknüpft.
Schlechtes Beispiel:
Gutes “holistisches” Beispiel:
Kurzum: Findet Google auf in 100 Wörtern Text viele verschiedene relevante Keywords bezogen auf das Haupt-Keyword, wird eine hohe Informationsdichte festgestellt und die Seite somit automatisch besser bewertet, ergo besser gerankt.
Wir sind nach wie vor Verfechter eines starken Linkprofils und es ist unbestreitbar, dass Links nach wie vor eine übergeordnete Rolle spielen, spätestens wenn es um das Wettrennen mit der Konkurrenz in den Top-10 geht. Jedoch hat diese Fallstudie gezeigt, dass man vor großen Linkbuilding-Kampagnen definitiv Onpage Klar-Schiff machen sollte und lieber die Extra-Stunden investiert. Erste Ranking-Erfolge dank gescheiter Onpage-SEO bringen die zu rankende Seite auf eine gewisse Ausgangsposition, bei der man gut einschätzen kann, wie groß das Budget für Linkbuilding eingeplant werden muss.